Sprache ohne Ausgrenzung: Wie gendere ich richtig? 

 Januar 22, 2022

Geschlechtersensible Sprache war im letzten Jahr ein großes Thema in der Öffentlichkeit. Fast überall konnte man neue Formen des Genderns lesen: sei es der Doppelpunkt, das Sternchen oder das große “I” mitten im Wort, die Doppelnennung der weiblichen und männlichen Form oder Wortneukreationen, um eine Geschlechtsangabe zu vermeiden. Aber was ist nun der richtige Weg und wie grenzt Sprache keinen aus?

Fest steht eine Tatsache über allem: Lesen (und Hören) ist Arbeit für das Gehirn. Sie kann das Leben durch neue Informationen bereichern oder zu einer übermäßigen, lästigen Arbeit werden. Im Marketing sollen die Werbeinhalte eines Unternehmens bei seinen Kunden keinesfalls lästig sei und unangenehm auffallen. Aber die aktuellen Fragen der geschlechtersensiblen Sprache zeigen, wie schnell sich Gruppen von Sprache ausgeschlossen fühlen können.

4 Arten des Genderns

Aus dem intensiven Diskurs über geschlechtersensible Sprache haben sich mittlerweile vier Hauptarten des Genderns herauskristallisiert:

  1. Das traditionelle generische Maskulinum: Hier wird grundsätzlich die männliche Form einer Bezeichnung verwendet und meint damit sowohl die weibliche als auch die männliche Form. Beispielhaft spricht man von Entscheidern.
  2. Die systematische Nennung beider Geschlechter: Hier wird von Entscheiderinnen und Entscheidern gesprochen. Die Reihenfolge kann dabei variieren.
  3. Die Strategie der Vermeidung: Hier wird der genaue Begriff durch ein Synonym ersetzt, auch wenn beide Begriffe nicht komplett die gleiche Bedeutung haben. Statt den Entscheidern könnte man so auch über Führungskräfte sprechen.
  4. Das sichtbare Zeichen: das Gender-Sternchen, das Binnen-I oder der Doppelpunkt sind die deutlichsten Zeichen für eine bewusst gendersensible Sprache. Aus den vermeintlich männlichen Entscheidern wird so Entscheider:innen, EntscheiderInnen oder Entscheider*innen. 

Der Mittelweg wird den meisten gerecht

In der Hochphase des öffentlichen Diskurses über geschlechtersensible Sprache hat man feststellen können, dass Unternehmen in der Sprache eine der vier Möglichkeiten konsequent umsetzten. Dies wurde teilweise so kompromisslos absolviert, dass es schwer oder mit unter sogar unangenehm wurde Texte zu lesen oder zu hören. Doch dieser dogmatische Ansatz muss nicht sein. Wie so oft im Leben gibt es auch hier einen Mittelweg, der keinen ausgrenzen muss. Texte können an Lebendigkeit gewinnen, wenn das Gendern abwechslungsreich und angepasst umgesetzt wird. So wird auch in Zukunft das generische Maskulinum die Überschriften dominieren. Es ist meist knapper und hilft in Überschriften direkt auf den Punkt zu kommen.

In Texten muss es aber nicht das optische Zeichen sein, dass eine angemessene Sensibilität ausdrückt. Vielfach ist es kein großer Umweg einen geschlechtsneutralen Begriff zu verwenden. Ergänzend kann dann auch noch die doppelte Nennung beider Geschlechter genutzt werden. Wenn Kundinnen und Kunden angesprochen werden, kann dies sogar zu einer gewollten Betonung führen und so den Inhalt durch dieses sprachliche Mittel unterstützen.

Doch keiner sollte es übertreiben. Texte sind zum Lesen da. Sprache soll Spaß machen und neugierig machen. Die Fallstricke des Genderns und die Blüten, die die deutsche Sprache zuletzt trieb, zeigen einmal mehr, dass der richtige Umgang mit Sprache eine Kunst ist. Aber hinter dem gekonnten Gendern steht eine Entscheidung: Sprache soll nicht ausgrenzen, aber auch immer noch ein Genus für Leser und Schreibende und Hörerinnen und Hörer sowie auch für diejenigen sein, die eine Sprache sprechen.

 

Quelle und Inspiration: https://www.horizont.net/medien/nachrichten/in-eigener-sache-wie-horizont-kuenftig-gendern-wird-197002